Waalwege in Südtirol

Abwechslungsreiche Wanderungen entlang des Wassers

Auf dieser Seite finden Sie alle wichtigen Informationen und detaillierte Beschreibungen rund um die Waalwege des schönen Vinschgaus und Burggrafenamtes. Um bestmögliche und authentische Darstellung bieten zu können, haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, alle Waalwege selbst zu besuchen um einen eigenen Eindruck von diesen zu gewinnen. Diesen möchten wir nun mit Ihnen teilen.

Wegbeschreibungen zu Südtirols Waalwegen

Auf diesen Seiten präsentieren wir Ihnen ausgewählte Waalwege im Vinschgau und dem Meraner Land. Jeder Weg wird detailliert beschrieben und bietet neben der genauen Streckenführung auch Informationen zu Einkehrmöglichkeiten, Verbindungen zu öffentlichen Verkehrsmitteln und vieles mehr.

Die alten Wasserläufe Südtirols

Für das sonnige Südtirol ist ein trockenes Klima mit geringen Niederschlägen vor allem im Sommer typisch. Damit es nicht zu Dürreperioden kommt, erbauten die Bauern in früherer Zeit sogenannte Waale. Dabei handelt es sich um künstlich angelegte Kanäle, welche zur Bewässerung der Felder und Obstplantagen dienten, da es im Vinschgau und Burggrafenamt schon seit jeher den Apfelanbau, Weinreben und Erdbeerfelder gibt.

Einige dieser Waale gehen auf das 12. Jahrhundert zurück, sind kilometerlang und werden zum Teil auch heute noch genutzt. Sie stellen eine typische Charakteristik für unser Land und somit ein erhaltenswertes Kulturgut dar. Die vor Jahrhunderten angelegten Waale führen Wasser aus höheren Tallagen in die tiefer gelegenen Talebenen.

Holzschild an der Waalerhütte mit Spruch
Holzschild an der Waalerhütte hinter dem Schloss Juval auf dem Schnalstal Waalweg.
Die Waalerschell hell erklingt solang das Wasser rinnt. Und bleibt das Wasser einmal aus, muss der Waaler aus dem Haus!

Da dieser Wasserfluss auch kontrolliert werden musste, entstand ein neuer Beruf, der sogenannte Waaler (=Wasserhüter). Er war der Verwalter und Wahrer der Waale und kontrollierte die gerechte Verteilung des Wassers, die sogenannten „Roaden“. Dabei handelt es sich um Wasserstunden, also jene Zeit die einem Bauer zur Verfügung stand, um eine bestimmte Wassermenge aus dem Waal zu seinen Wiesen und Feldern zu leiten. Um die Wartung und Kontrolle der Waale zu übernehmen, wurden die sogenannten Waalwege angelegt.

Heute dienen die Waalwege gemütlichen Spaziergängen und kleinen Wanderungen, bei denen man einen grandiosen Fernblick auf die faszinierenden Gebirgsketten, sowie auf die umliegende Landschaft, die kleinen Dörfer und oft sogar auf das gesamte Tal genießen darf. Das Wandern entlang der alten Wasserläufe ist sehr idyllisch. Sie können dem Rauschen und Plätschern des Wassers lauschen und stets neue Eindrücke gewinnen.

Waalschellen

Waalschelle am Waalweg
Eine Waalschelle: Glocke mit Hammer und Wasserrad

An manchen Stellen finden Sie eine Waalschelle. Diese wird durch ein Wasserrad angetrieben und dient der Kontrolle des gleichmäßigen Wasserflusses. Wird der Waal zum Beispiel durch eine Mure oder einen Steinschlag unterbrochen, erklingt die Waalschelle nicht mehr. Hierzu finden Sie an den Häusern der Waaler ein altes Sprichwort: „Die Waalerschell hell erklingt, solang das Wasser rinnt. Und bleibt das Wasser einmal aus, muss der Waaler aus dem Haus.“. Auch Äste und Laub stellen ein Problem für den Fluss des Wassers dar und Überschwemmungen nach Gewittern machen die Wartung sehr aufwändig. Deshalb wurden in den 20er Jahren viele Waale durch Rohrleitungssysteme ersetzt. Heute leiten noch einige wenige Bauern das Wasser aus den Waalen ab. Damit bewässern sie meist die Felder und Kastanienhaine, die Obstplantagen werden heute alle durch modernere Bewässerungsanlagen mit Wasser beliefert. Deshalb dienen die Waalwege heutzutage vor allem den Einheimischen und Urlaubern für einen entspannten Spaziergang durch die atemberaubende Natur, in welcher Sie spannende Einblicke in die Flora und Fauna erhalten und bei genaueren beobachten auch das ein oder andere Tier zu Gesicht bekommen.

Die meisten Waalwege sind zu allen Jahreszeiten begehbar, wobei sich Frühjahr und Herbst durch die angenehmen Temperaturen besonders empfehlen lassen. Im Frühjahr werden Sie Zeuge der einzigarten Apfelblüte und im Herbst können Sie die Apfelernte mitverfolgen, da die meisten Waalwege direkt an den Apfelwiesen vorbei führen. Auch im Winter sind die meisten Waalwege begehbar. Zu dieser Zeit erhalten Sie einen Ausblick über die idyllische Winterlandschaft des schönen Südtirols. Allerdings führen die Waale in der Winterzeit kein Wasser. Durch die geringe Steigung sind die Waalwege auch für Familien das optimale Ausflugsziel. Da jeder Besucher in den Genuss der einheimischen Flora und Fauna kommt, sind die Waalwege Südtirols für Groß und Klein sehr spannend, eindrucksvoll und ein absolutes Muss!

Glossar der Begriffe rund um Waalwege

In diesem Glossar finden Sie die wichtigsten Begriffe und ihre Bedeutungen rund um das Thema Waalwege, damit Sie beim Wandern auf diesen historischen Pfaden bestens informiert sind.

Waaler
Der Waaler beaufsichtigt die Wasserkanäle und führt Wartungsarbeiten am Waal durch. Er säubert den Waal von Geäst und Steinen und bedient die Waalschleusen.
Waalerhaus oder Waalerhütte
Die Unterkunft des Waalers wird als Waalerhaus bezeichnet. Die kleine Hütte liegt meist am Ufer des Waals, direkt davor oder in unmittelbarer Umgebung kann man oft auch eine Waalschelle entdecken.
Waalmeister
Für Verwaltung und Kontrolle des Wasserrechts ist der sog. Waalmeister zuständig. Er fungiert als Vertreter der Gemeinde und ist bei Rechtsstreitigkeiten zuständig.
Waalschelle
Der einwandfreie Wasserlauf des Waals kann über eine Waalschelle kontrolliert werden. An bestimmten Stellen sind Wasserräder mit einem angebrachten Hammer positioniert. Der Hammer schlägt mit Hilfe der Wasserkraft fortlaufend gegen eine Glocke. Die Waalschelle ist somit ein wichtiges Hilfswerkzeug für den Waaler. An folgenden Waalwegen können Waalschellen gefunden werden:
Wasserrecht
Besonders im trockenen Vinschgau war das Wasser ein besonderes Gut, deshalb wurde den Bauern das Wasser nach einem streng geregeltem Plan zu bestimmten Zeiten zugewiesen. Dieser Zuteilungsplan wird im südtiroler Dialekt das "Wosserradl"(Wasserrad) genannt. Ein Bauer bekam beispielsweise für 7 Tage alle 4h das Wasser zugewiesen.
Wasserkehre, Kehre, Kear
Um das Wasser für die Bewässerung auf die angrenzenden Wiesen zu leiten sind am Waal Schleusen, sog. Kehren, vorhanden. Öffnungen, die meistens mit einem Brett oder Stein bedient werden.
Wasserblech
Änhlich wie die Wasserkehre, hat das Wasserblech die Funktion das Waal-Wasser umzuleiten. Das Blech kann halbmondförmig oder rechteckig gebaut sein. Das Wasserblech wurde oft auch inmitten in den Waal gehauen um den Waal zum Überlaufen zu bringen und die umliegenden Felder bewässern zu können.
Wasserhund
Ein Holzbrett mit Stiel mit der gleichen Funktion wie das Wasserblech.
Wassrwossr
Als "Wasserwosser" wird das Wasser im Waal, speziell für die Bewässerung bezeichnet.
Ankehren
Der Vorgang das Wasser in den Waal einzuleiten.
Brunnen
Trinkwasserleitung aus Lärchenstämmen, die durchbohrt wurden (ca. 5cm Öffnung).
Egart
Äcker mit Gras-, Klee-, Unkrautbrache.
Enz
Träger aus Eisen oder Holz am Felsen zum Auflegen eines Kandls.
Fenster
Kontrollschacht bei unterirdischen Waalverlauf
Freiwasser
Waalwasser, dass nicht durch das Wasserrecht geregelt ist.
Feuerwaal
Ein ganzjährig betriebener Waal, der auch für die Brandbekämpfung dienen kann.
Furche
Wassermenge von 25-40 Liter pro Sekunde.
Galtalm
Jungvieh-Alm
Gand
Geröllfläche, brüchige Felswand; Im Martelltal gibt es einen Ortsteil Gand.
Gieße
Kanal für Abwasser
Graben
vertiefter Wasserlauf (natürlich oder künstlich angelegt) zur Durchleitung von Wasser
Haar
Flachs
Ilze
Bewässerungsrinne in der Wiese.
Knott, Knött
Felsen, Felsbrocken
Kandl, Kondl
U-Förmige Holzrinne aus Baumstämmen oder Brettern, die den Waal über Schluchten und Felsen leitet. Meist aus Lärchenholz, das besonders wetterfest ist.
Karnill
Tunnel, Unterführung
Kopfkehre
Auslauf am Ende einer Rinne. Siehe auch Wasserkehre.
Kranebitt
Wacholderstrauch
Leger
Liegeplatz für Weidetiere
Leiten
Talnahe Berghänge. Bsp.: Die Vinschger Leiten am Sonnenberg sind eine klassische Steppenlandschaft.
March, Markt
Grenze
Marein, Mareinen
Ehemals vermurtes Gebiet. Marena = Kies, Sand, Geröll; In der Gemeinde Kastelbell-Tschars gibt es einen Ortsteil Marein.
Mühlbach
Mühlwaale dienen der Allgemeinheit (Getreidemühlen oder Feuerwaal) und sind ggü. den Feld- und Wiesenwaalen bevorrechtigt.
Nebenwaal
Waal der von einem Waal (Hauptwaal) abgezweigt wird.
Parleng
lange Wiese
Penaud
Zirbelwald (mit Arve, Zirbelkiefer). Siehe auch Penaudalm im Schnalstal.
Pfarrer
Pferch, eingezäunte Weide, Melkplatz.
Plamont
Ebener Berg (lat. planum montis).
Puntayr
Schwelle an der Wasser ausgekehrt und gestaut wird.
Rechen
Gitter aus Holz - meist zusammengefügte Äste - oder ein Metallgitter zur Säuberung im Waal. Gehölz und Steine bleiben an diesem Gitter liegen und der Waal kann so vom Waaler leichter gesäubert werden.
Roar, Rod
Bewässerungsturnus
Seich
Im Waal eingesetzes Metallsieb zum Auffangen von Verunreinigungen, wie Sand, Steine o.ä.
Tschött
Angelegter Weiher oder Betonbecken zur Speicherung des Wassers.
Algunder Waalweg im Frühling
Der Algunder Waalweg im Frühling mit der Apfelblüte
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